Da staunen die RB-Verantwortlichen. Es ist Dienstag kurz vor 19 Uhr vorm RB-Trainingszentrum, als die Jungs vom Team KMS einen lila-weißen Kleinbus besteigen, einige noch mit Tränen in den Augen.
Noch ein letztes Winken zu den Eltern, dann rollt der Bus langsam vom Parkplatz. „Wo fahren die denn hin?“, fragt Arne, der Cheforganisator des Leipziger Viertelfinals. „Na, zurück zu ihrer Klassenfahrt, nach Grünheide im Vogtland“, antwortet eine. „Was machen die?! Unglaublich. Das sollten wir aber noch mal extra würdigen.“ Mal sehen, ob er Wort hält.
In der Tat haben Eltern und Schule alles getan, um den zehn Jungs die Teilnahme zu ermöglichen. Frau Hartmann (Leevis Mutter) organisierte den Bus, die Eltern einigten sich per Zoom-Schalte auf die Finanzierung und Frau Leu begleitete die Kids von Grünheide nach Leipzig und wieder zurück. Doch das hatten sie sich auch verdient. Denn erstmals überhaupt hatte ein Team der Kurt-Masur-Schule die Vorrunde im Leipziger Viertelfinale gewonnen und sich so für das Finale qualifiziert.
Das findet am 5. Juli bei herrlichem Sommerwetter auf dem RB-Trainingsplatz am Cottaweg statt. Vor knapp 100 Zuschauern, sicher einigen Scouts und den RB-Profis Marcel Halstenberg und Yussuf Poulsen, die Autogramme geben und für Fotos posieren. Doch unsere Jungs sind ohnehin motiviert genug. Als einzige Schulmannschaft unter den acht Finalisten!
Herr Votava hat die Mannschaft wieder perfekt ein- und aufgestellt. Im 1-2-1-2-System. Mit Mitja im Tor, Anton, Leevi bzw. Paul und Charly in der Abwehr, Kapitän Caspar als Mittelfeldabräumer und den 3 Friedrichs im Sturm, also Felix Friedrich, Friedrich Voigt und Friedrich Hammermüller. An der Seitenlinie feuern Elmar und Janne ihre Mitspieler an. Beide sind verletzt, hatten aber ihren Beitrag zum Erreichen des Finalturniers geleistet.
Im ersten Gruppenspiel geht es gegen die Leutzscher Zwerge. Aus einer sicheren Abwehr heraus spielt KMS geduldig nach vorn und wird noch vor der Pause mit dem 1:0 durch Felix belohnt. Danach vergessen die Jungs den Sack zuzumachen, vergeben viele Chancen. So bleibt es spannend bis zum Schluss. Aber die Abwehr lässt nichts anbrennen und das Wenige, was durchkommt, schnappt sich Mitja. – Auch das zweite Spiel gegen die Gelben Nutrias ist sehr souverän. Unsere Abwehr mit Paul, Leevi, Anton ist ein Bollwerk. Davor pflügt Caspar mit Riesenschritten durchs Mittelfeld und löscht jeden noch so kleinen Brandherd und die Stürmer knipsen. Das 1:0 fällt nach einem Schuss von Leevi. Der gegnerische Torwart kann den Ball nicht festhalten und Felix staubt ab. Nach der Pause erhöht
Friedrich V. nach schönem Solo auf 2:0. Jetzt können sich die Fans/Eltern etwas entspannen. Das 3:0 macht dann wieder Felix per Fernschuss. – Auch im dritten Spiel gegen die favorisierten CossiKids
(alias Kickers Markkleeberg) geht KMS in Führung. Caspar erobert den Ball und spielt ihn perfekt in Felix‘ Lauf, der zum 1:0 einschießt. Doch der Gegner ist stark. Paul und Anton leisten in der Abwehr
Schwerstarbeit und Mitja muss immer wieder Kopf und Kragen riskieren. Auch die Latte hilft mit. In der 2. Halbzeit wird Felix böse mit dem Ellbogen gecheckt, geht unter Schmerzen raus, kriegt aber
keinen Freistoß. Kurz vor Schluss fällt doch noch der Ausgleich. Damit zieht KMS mit 7 Punkten und 5:1 Toren als Gruppenzweiter ins Halbfinale ein. Die Jungs sind glücklich, gönnen sich Bratwurst und
Brezel und lassen sich mit ihren RB-Idolen fotografieren.
Leider endet hier die Erfolgsgeschichte. Das Halbfinale gegen die Gohliser Fußballrebellen (Olympia Leipzig) verläuft äußerst unglücklich. Erst wird Friedrich V.‘s 1:0 aberkannt, obwohl bei seinem Schuss
nach Eindribbeln der Torwart noch dran war. Stattdessen gehen die Gohliser in Führung und erhöhen noch auf 0:2. Doch unsere Jungs geben nicht auf. Friedrich V. schafft den Anschluss zum 1:2. Dann wieder 1:3. Alles entschieden? Von wegen. Felix staubt ab zum 2:3 und Friedrich V. gleicht. 3:3. Die KMS-Fans auf der Tribüne sind aus dem Häuschen. Einen Schuss von Felix hält der Torwart stark.
Schade. Dann fällt das 3:4. Unsere Jungs werfen noch einmal alles nach vorne, aber leider pfeift der Schiri überpünktlich ab. Überpünktlich für die ganzen Unterbrechungen (Leibchen anziehen mitten
im Spiel, Verletzungen, Diskussionen mit den gegnerischen Trainern). Der hohe Favorit steht im Finale, KMS ist raus. Die Enttäuschung ist riesig, die ersten Tränen fließen.
Trotzdem schafft es Herr Votava, die Jungs für das kleine Finale noch einmal zu motivieren. Wieder geht es gegen die CossiKids und es geht gut los. Caspar stürmt nach vorn und wird gefoult. Felix verwandelt den Freistoß mit einem Schuss in den Winkel zum 1:0. Dann aber ein kleiner Abstimmungsfehler zwischen Mittelfeld und Abwehr und es steht 1:1. Kurz darauf gehen die CossiKids nach einer wirklich schönen Kombination in Führung. Nun verlieren unsere Jungs etwas die Spielkontrolle. Charly rempelt im Laufduell seinen Gegenspieler an, der Schiri gibt Freistoß (kann man geben, muss man nicht). Mitja rechnet mit einer Flanke, aber der Schuss geht in die kurze Ecke. Dann fällt noch vor der Pause das 1:4. Es sieht schlecht aus, aber Herr Votava macht den Jungs mit ruhigen Worten und klaren Anweisungen neuen Mut. Und KMS kämpft. Caspar stürmt diesmal bis in den Strafraum, wird gefoult und verwandelt den Neunmeter im Nachschuss. Mitja schlägt den Ball nach vorn, der gegnerische Torwart verschätzt sich und es steht nur noch 3:4. Die Hoffnung lebt. Das Spiel wogt nun hin und her. Mitja verletzt sich, Charly springt für ihn ein und hält mit vielen guten Paraden KMS im Spiel. Wir haben auch noch ein paar halbe Chancen, doch in der Schlussminute schwinden die Kräfte und die CossiKids ziehen auf 6:3 davon. Abpfiff. Wieder nur Vierter, wie schon beim RB Soccer-Cup.
Nun gibt es kein Halten mehr. Fast alle Jungs weinen und sehen dann zu, wie die Gohliser Rebellen ihren Finalgegner mit 5:0 auseinandernehmen. Das ist ihnen nicht passiert. Ein kleiner Trost, wie auch die Worte von Arne, dem Turnier-Organisator, bei der Siegerehrung. Auf die Frage, was ihn bei dem Turnier am meisten beeindruckt hat, antwortet er: „Die Tränen der Verlierer im Spiel um Platz 3“. Da wusste er noch nicht, dass genau diese Mannschaft noch 2 Stunden Fahrt ins Vogtland vor sich hat. Aber alles in allem können die Jungs wirklich stolz auf sich sein. Mit großem Teamgeist und dank des guten Coachings von Herrn Votava haben sie viel stärkeren Mannschaften Paroli geboten und es unter die vier besten Teams in Leipzig geschafft. Das müssen andere erst mal nachmachen.
Burkard Friedrich, Papa vom Felix (Spieler KMS Leipzig)